Europa ist seit Mitte März aufgrund der Corona Krise im Ausnahmezustand. Die Niederlande gehen die Krise ein wenig anders an, z.B. waren Baumärkte nie geschlossen. Welche Maßnahmen gelten und wie ist der Alltag hier in der Krise? Ein kleiner Überblick über das Leben in Haarlem in Zeiten von Corona.
Blijf thuis
Seit Anfang April findet man auf Straßen und an Bushaltestellen diesen Hinweis der Regierung. Blijf thuis – bleib‘ zuhause. Anfangs haben sich viele Menschen nicht daran gehalten. 2 Wochen vor dem Osterwochenende waren die Strände gut besucht und an den Abstand von 1,5m haben sich leider die Wenigsten gehalten. Daraufhin hat die Regierung Bußgelder eingeführt und Gruppen ab 3 Personen müssen 390€ Strafe pro Person zahlen. Diese Maßnahme hat seine Wirkung gezeigt: am Osterwochenende und am Königstag, der traditionell draußen gefeiert wird, gab es kaum Vorfälle, die gegen die Regeln verstoßen hätten.
1,5m samenleving
Auch in den Niederlanden gilt: mindestens 1,5m Abstand von einander halten. Premier Rutte nannte das das „1,5m Zusammenleben“. Die historischen Altstädte sind in den Niederlanden bekannt dafür, klein und eng zu sein. Das macht auch den Charme von Amsterdam und anderen Städten aus. Außerdem machen die vielen Kanäle die Straßen auch etwas kleiner. Das ist eine große Herausforderung in einem kleinen Land. Es ist oft einfach nicht möglich aus zu weichen, da es nicht genug Platz gibt.
Vor allem samstags meide ich Harleems Innenstadt am Nachmittag, weil ich es schon vor Corona zu trubelig und voll fand. Obwohl jeder diese Probleme und Herausforderungen kennt, hat sich die Stadt Haarlem dafür entschieden, den Markt am Samstag weiterlaufen zu lassen. Es stehen jetzt viel weniger Anbieter auf dem Markt und der Abstand zwischen den Ständen wurde vergrößert. Ich fand es trotzdem schwierig, 1,5m Abstand zu halten.
Kreativität und Geschäftssinn
Die Gastronomie hat es besonders hart getroffen in der Krise. Das letzte Update der Regierung ist, dass die Gastronomie bis 01.Juni geschlossen bleibt. Außerdem müssen Restaurants, Bars und Cafés einen Plan vorlegen, wie sie die 1,5m Abstand einhalten wollen. Die Niederländer fanden das absurd und in den Social Media kursieren viele Videos, die sich darüber lustig machen. Kellner schmeißen die Getränke aus 1,5m Entfernung zu ihren Gästen – was natürlich voll daneben geht.
Aber: abgeholt und geliefert werden darf! Die Niederländer lieben ihr Feierabend Bier am Freitag, den Vrijmibo (Vrijdag middag borrel). Das hat in vielen Unternehmen auch Tradition: die Arbeitswoche mit Kollegen bei einem Bier und Häppchen ausklingen lassen. Viele Gastro Betriebe haben sich darum echt coole Sachen einfallen lassen.
We got your bag ist so eine kreative Initiative von verschiedenen Delikatessen Läden und Restaurants in Haarlem. Sie stellen eine Tasche zusammen, in der alles Nötige für einen Vrijmibo drin ist: 1 Flasche Wein, Schinken, Käse und andere Häppchen. Dazu gibt es eine tolle Tasche und ein Holzbrett, auf dem die Häppchen angerichtet werden. Ich war ganz aus dem Häuschen, als ich das gesehen hab. Borrelen, also das niederländische Feierabend Ritual, ist meine große Leidenschaft! Mit Freunden und Kollegen ein Glas Wein oder ein Bier trinken und leckere Häppchen essen. Jenny ist sehr glücklich beim Borrelen. Und hat die Tasche gleich bestellt.
Lockerungen in Sicht
Wie auch in anderen Ländern machte die niederländische Regierung bekannt, dass wir in der kommenden Zeit mit Lockerungen rechnen können. Das kann jederzeit wieder geändert werden, wenn die Infektionen wieder ansteigen bzw. der R0 Wert kritisch bei 1 liegt. Dennoch hantiert die Regierung die Lage mit Vorsicht und es ist ab 01.Juni Pflicht im Öffentlichen Nahverkehr einen Mundschutz zu tragen. Dabei betonte die Regierung besonders, dass es sich um nicht-medizinischen Mundschutz handeln muss. Dadurch werden Angestellte im Gesundheitswesen weiterhin ausreichend versorgt.
Ab 01.Juni öffnen die Restaurants und Bars mit Terrassen wieder. Ich bin ziemlich froh darüber, weil ich momentan in der Brauerei Jopen Kerk in der Bedienung jobbe. Mir gefällt mein Job und ich finde es schön in Haarlems Traditionsbrauerei zu arbeiten. Und das Bier ist ziemlich lecker und das gesamte Team stolz darauf. Aber mehr zum Bier in einem anderen Artikel …