Mit dem Nachtzug nach Amsterdam – Reisen wie im Traum

Nach den Feiertagen in Deutschland bin ich mit dem Nachtzug nach Amsterdam gereist. Für mich habe Nachtzüge immer etwas Nostalgisches an sich. Ich denke dann immer an wohlhabende Familien in den 20-er Jahren, die so durch Europa reisten. Ich habe diese Art zu reisen ausprobiert und hier erfahrt ihr, wie es mir gefallen hat.

Ticketkauf im Internet

Die ÖBB, die österreichische Bundesbahn, ist meines Wissens nach derzeit der einzige Nachtzug-Anbieter in Deutschland. Die Deutsche Bahn hat den Nachtzug-Verkehr eingestellt, da er nicht sehr rentabel war. Ich finde gerade heutzutage sollten Zugreisen gefördert und das Angebot ausgebaut werden. Total cool also, dass unsere lieben Nachbarn das anbieten.

Ich habe das Ticket direkt auf der ÖBB-Website gekauft. Für den sogenannten Nightjet gibt es eine eigene Seite. Da werdet ihr auch merken, dass der Nightjet 420 von Innsbruck nach Amsterdam eigentlich täglich fährt. Über diesen Link kommt ihr auf die entsprechende Seite.

Preise

Zugegeben: Bei den Ticketpreisen müsste man wahrscheinlich aus einer wohlhabenden Familie kommen. Denn wenn man etwas kurzfristig bucht (ich habe 1 Monat vorher gebucht), zahlt man um die 120 – 140€. Dafür übernachtet man ja aber und bekommt am nächsten Morgen ein Frühstück. Theoretisch spart man sich also einen Tag im Zug, weil man ja nachts fährt. Trotzdem hoffe ich, dass die Preise in Zukunft sinken werden, einfach weil die Nachfrage hoffentlich steigen wird.

Es gibt drei verschiedene Komfort-Kategorien: Sitzwagen, Liegewagen und Schlafwagen. Und weil ich in Feiertagslaune war, habe ich mir einen Platz im Schlafwagen gegönnt. Kann man doch mal machen, nä? Die beiden anderen Kategorien sind entsprechend günstiger. Ein Liegewagen kostet um die 60 € und ein Platz im Sitzwagen kann 30 € kosten. Spielt am besten mit den Daten herum (wenn ihr flexibel seid), um einen günstigeren Preis zu finden.

Tschu tschu: Abfahrt

Leider sind nicht mal die Züge der ÖBB immun gegen Verspätung. Meine Eltern und ich warteten also 30 Minuten auf den Zug – bei Regen, um halb 12 Uhr nachts. Da dachte ich schon: ok … das kann ja nur ein Höllentrip werden.

Aber dann rollte der Zug ein und ich mit meinem Koffer durch den Gang auf der Suche nach meinem Zimmer. Ein superfreundlicher Mitarbeiter hat mir mein Zimmer gezeigt. Und jaaa! Ich hatte es ganz für mich alleine! Was für ein Glück! Ich hatte ein 3-er-Abteil gebucht (was eigentlich wegen Corona sowieso total absurd ist). Aber die beiden anderen Frauen sind nicht aufgetaucht.

Cool! Und zum Glück … denn mein Koffer war eigentlich zu groß. Achtet also darauf, dass ihr vielleicht besser einen Handgepäckkoffer mitnehmt. Ein großer wie meiner passt nicht unter das Bett.

Die Nacht

Nachdem ich mich eingerichtet hatte, bat mich der Service-Mitarbeiter, meine Frühstückswünsche anzugeben. Man kriegt ein Papier mit verschiedenen Optionen und kann sich was aussuchen. Das Frühstück besteht dann aus maximal 6 Komponenten. Für jede weitere muss man extra zahlen.

Ich hab meine Zähne geputzt und dann habe ich es mir auch schon gemütlich gemacht. Ich war noch total aufgeregt und hyperaktiv wie ein kleines Kind an Weihnachten. „Ich werde heute Nacht in einem fahrenden Zug übernachten!!!“ Nach 2 Jahren Corona-Hin-und-Her war das WIRKLICH eins meiner Highlights.

Im Zug gibt es kein Internet. Ich habe dann noch ein bisschen gelesen und natürlich tausend Fotos an Freunde und Familie geschickt. Dann habe ich versucht zu schlafen. Man muss sich allerdings erst an das Zugrattern und Schaukeln gewöhnen. Meine Ohrstöpsel haben das Rattern zwar gedämpft, aber von Totenstille kann man wirklich nicht sprechen. Egal, irgendwie konnte ich doch einschlafen.

Ich wurde natürlich ab und zu wach: in Nürnberg, dann in Frankfurt und nochmal in Köln. Ist das nicht einfach mega cool? Ich war jedes Mal in total guter Laune, als ich wieder in einer anderen deutschen Großstadt wach wurde.

Der Morgen danach

Ich bin morgens gegen halb 9 wach geworden und habe vom Bett aus die vorbeiziehende Landschaft beobachtet. Total toll! Allerdings waren wir dann ziemlich schnell in Düsseldorf und hielten am Bahnhof. Da konnten dann auf einmal Zugreisende vom Bahnsteig aus in mein Abteil gucken. Peinlich … Dann muss man doch langsam seinen Arsch hochkriegen und in den Tag starten.

Wieder Zähne geputzt im separaten Badezimmer, mein Zimmer aufgeräumt und mein Bett gemacht. Dann kam auch schon der Servicemitarbeiter und hat mein Bett zusammengebaut. Jetzt war es ein ganz normales Abteil und ich konnte in Ruhe frühstücken.

Mit dem Nachtzug nach Amsterdam – Endstation

„Meine Damen und Herren, in Kürze erreichen wir Amsterdam Centraal.“ Die Fahrt durch die Niederlande ging superschnell vorbei und schließlich kam der Zug im Amsterdamer Hauptbahnhof zum Stehen.

Normalerweise finde ich den Bahnhof in Amsterdam sehr nervig, weil so viel los ist. Auch an diesem Morgen war einiges los, denn wir ihr ja aus diesem Artikel wisst, kommt man in den Niederlanden sehr schnell mit dem Zug von A nach B.

Aber nach meiner Fahrt im Nachtzug war ich doch irgendwie erholt. Langsam Reisen ist einfach entspannend. Man spürt die Entfernung und hat auch im Kopf wirklich Zeit anzukommen. Für mich hat das Reisen mit den ÖBB-Nachtzügen also gerade erst angefangen.

Tipps und Infos

  • Bucht frühzeitig, am besten 2 Monate im Voraus. Jetzt würde ein Ticket für Ende März 90 € kosten (Stand Ende Januar).
  • Nehmt lieber kleine Gepäckstücke mit. In ein 3-er-Abteil, dass ihr euch mit anderen Reisenden teilt, passt nicht viel rein. Erkundigt euch am besten vor der Buchung bei der ÖBB, wenn ihr Zweifel habt.
  • Im Zug gibt es eine Willkommenstüte. Da sind auch Ohrenstöpsel drin. Es ist also kein Drama, wenn ihr sie vergesst. Sie sind meiner Meinung nach aber schon ein Muss, um euch eine ruhigere Nachtruhe zu garantieren.
  • Das Frühstück ist sehr klassisch: 2 Brötchen mit Wurst, Käse und/oder Marmelade. Solltet ihr Allergien oder eine bestimmte Ernährungsweise haben, würde ich euch empfehlen noch etwas mitzunehmen. Veganer z.B. hätten nur Marmelade zur Auswahl gehabt.
  • Im Abteil gibt es eine gut funktionierende Klimaanlage/Heizung. Für alle Frostbeulen: Mir war wirklich zu warm! Die Decke ist dick genug und ich habe nachts irgendwann die Heizung komplett ausgemacht.
  • In den Nachtzügen der ÖBB gibt es noch kein Internet (Stand: Anfang 2022). Euer mobiles Datenroaming muss also für Abendunterhaltung herhalten.
  • Nehmt Wasser mit. In der Willkommenstüte gibt es zwar zwei kleine Flaschen Wasser, aber für einen Abend und einen Vormittag wäre mir das zu wenig gewesen. Alternativ könnt ihr natürlich an Bord Wasser kaufen.

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